Umweltverschmutzung durch Seefahrt

Die Globalisierung schreitet immer weiter voran. Die Schifffahrt gehört dadurch schon längst zum täglichen Bild und ihr kommt eine immer essentiellere Bedeutung zu.

Neben dem Güter- und Frachtverkehr nehmen auch Kreuzfahrtschiffe, Passagierschiffe, Kriegsschiffe und viele weitere immer mehr zu.

Doch wie umweltschädlich ist der Schiffsverkehr?

Eine bekannte Aussage von Dietmar Oeliger (Naturschutzbund Deutschland e. V., kurz NABU) aus 2012 lautet: „Die 15 größten Seeschiffe der Welt stoßen jährlich mehr schädliche Schwefeloxide aus als alle 760 Millionen Autos weltweit.“

Diese Aussage ist zwar richtig, zur ganzen Wahrheit gehört allerdings auch, dass Autos seit geraumer Zeit mit schwefelfreiem Treibstoff fahren. Schiffe hingegen werden meist noch mit stark schwefelhaltigem Schweröl betrieben.

Luftschadstoffemissionen (Vergleich von Kreuzfahrtschiffen und PKW)

Emissionen pro Tag Kreuzfahrtschiff

PKW

Ein Kreuzfahrschiff entspricht
Schwefeldioxid SO2 7.500 kg 0,00002 kg 376.030.220 Pkw
Stickoxide Nox 5.250 kg 0,0124 kg

421.153 Pkw

Feinstaub 450 kg 0,0004 kg 1.052.885 Pkw
Kohlendioxid CO2 476.850 kg 5,698 kg 83.678 Pkw

Die Berechnungen beruhen auf Durchschnittswerten für das Jahr 2012. Ein Kreuzfahrtschiff mit 250 m Länge und 36.000 kW, Schiffskraftstoff mit 2,7 % Schwefelgehalt sowie ein Pkw der EU-Norm Euro 4. Die Verwendeten Emissionsfaktoren sind dem „Handbuch Emissionsfaktoren“ entnommen. Diese sind für ein Kreuzfahrtschiff: Nox > 0,35 kg/t, Partikel > 3 kg/t, CO2 > 3.179 kg/kg und für einen Pkw: Nox > 0,35 kg/t, Partikel > 0,012 kg/t, CO2 > 160 g/km.

Zudem muss man zwischen den verschiedenen Emissionsarten unterscheiden. Neben dem Ausstoß von Schwefeldioxid gehören Stickoxide, Feinstaub und das allseits bekannte Kohlendioxid zu den Luftschademissionen. Diese drei letztgenannten Schadstoffe sind besonders belastend für Umwelt und Gesundheit.

Gasförmige Stickoxide und Schwefeldioxid aus Schiffsemissionen treffen in der Atmosphäre auf Ammoniak, welches aus der Landwirtschaft stammt. Unter bestimmten Voraussetzungen (z. B. mit ausreichend Sonneneinstrahlung) bilden sich aus diesen Gasen sehr kleine Feinstaubpartikel. Diese Partikel wachsen mit der Zeit durch Kondensieren mit anderen Gasen an.

Durch den Wind werden die Feinstäube transportiert, sodass auch in Gebieten, die weit von der Küste entfernt sind, signifikante Feinstaubkonzentrationen auftreten können, die auf Schiffsemissionen zurückzuführen sind. Durch die in Deutschland vorherrschende Westwinddrift, sind wir von der Schifffahrt in Ärmelkanal, Nord- und Ostsee massiv tangiert.

Vergessene alte Technik – Flettner-Rotor / Magnuseffekt

Eine immer wieder von allen vergessene Alternative zum Antrieb von Schiffen ist der Flettner-Rotor. Er ist ein der Windströmung ausgesetzter rotierender Zylinder. Dabei wirkt der Antrieb wie ein Segel und - bedingt durch den Magnuseffekt - erzeugt er eine Kraft quer zur Anströmung. Der Magnuseffekt bezeichnet die Querkraftwirkung eines rotierenden runden Körpers in einer Strömung.

Dieser Antrieb dient zwar lediglich als Unterstützung, hat aber einen erheblichen Einsparfaktor in der Gesamtbilanz von Schiffsantrieben.

Grafik: ENERCON

E-Ship 1

Enercon, unser Partner im  Bereich Windenergie, beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit der Thematik der Schiffsemissionen.  Dieses Unternehmen transportiert Komponenten seiner Windenergieanlagen in alle Welt. Dabei spielt der Schiffsverkehr eine entscheidende Rolle.

Um die Schiffsemissionen gering zu halten, befasste sich ENERCON mit dem Thema Flettner-Rotor und gab bereits 2006 das E-Ship 1 in Auftrag, welches in 2010 fertiggestellt wurde. Der Hauptantrieb des Schiffes ist Diesel, dieser wird durch vier Flettner-Rotoren unterstützt. Nach Angaben von ENERCON beträgt die Treibstoffersparnis durch die Flettner-Rotoren bis zu 20 Prozent.
Damit wird ein entscheidender Beitrag zur Reduktion der Schadstoffe geleistet.

Umgesetzt in weiteren Schiffen, könnte der Schadstoffausstoß durch den globalen Schiffsverkehr deutlich reduziert werden.

1924 „Bucknau“ - First Lady by Anton Flettner (Länge ü.A.: 54 m; 2 Flettner-Rotoren: 18 m + 2,8 m)
2010 „E-Ship 1“ (Länge, Breite: 130 m, 22,5 m; Geschwindigkeit: ca. 18 kn.; 4 Flettner-Rotoren: 27 m + 4 m))

Bilder: ENERCON