Eine OST-deutsche Volksbank übernimmt eine WEST-deutsche Raiffeisenbank.
Ja und?
31 Jahre sind vergangen, seitdem ich am 03. Oktober 1990 zusammen mit zigtausenden von Menschen vor dem Reichstag stand und der Politprominenz, wenn schon nicht eines "Neuen Deutschlands", so doch wenigstens einer deutlich gewachsenen Bundesrepublik, fleißig zuwinkte.
Willy Brandt hat es schon vor 31 Jahren auf den Punkt gebracht: "Es wächst zusammen, was zusammengehört." Zugegeben, ein klein bisschen schneller wäre dann doch ganz schön gewesen.
Arthur Schopenhauer stellte bereits vor über 150 Jahren fest, dass die Schwerfälligkeit der wahre Nationalcharakter der Deutschen sei. Allzu oft verhindert unsere schiere Massenträgheit, wichtige Weichenstellungen mit der gebotenen Schnelligkeit zu treffen. Zaudern und Zögern mag den Nervenschwachen gefallen, wirklich voran kommt man mit ihnen nicht.
Eine OST-deutsche Volksbank übernimmt eine WEST-deutsche Raiffeisenbank.
Ja und?
Leider noch nicht so ganz. Vor 31 Jahren hätte ich glatt behauptet, dass es keine 20 Jahre dauern wird, bis eine solche Meldung kein Ereignis mehr ist.
"Mit 17 hat man noch Träume." 1990 war ich zwar schon 18, doch dürfte das noch gelten. Drei Mal hatte ich zuvor die Gelegenheit gehabt, die DDR "live" zu erleben: Vor dem Mauerfall war ich zwei Mal in Ost-Berlin (gilt nicht, ich weiß) und habe dort mit elterlichem Geld die Bücherläden ausgeplündert. Zwangsumtausch sei Dank.
Nach dem Ende des real existierenden Sozialismus lernte ich dann auf einer Klassenfahrt ein bisschen von Thüringen und Sachsen kennen: Ganz gleich ob in Greiz oder Dresden, die bröckelnden Fassaden konnten nirgendwo verbergen, dass hier allerorten ein schier unglaubliches Potenzial schlummerte. Es musste und muss nur gehoben werden. Leider ging dies in den kommenden Jahren nicht immer sauber über die Bühne.
Eine OST-deutsche Volksbank übernimmt eine WEST-deutsche Raiffeisenbank.
Ja und?
Wer heute mit offenen Augen durch die Region läuft, kann absolut keinen Grund dafür erkennen, warum dem nicht so sein sollte.
Eine Volksbank, die geschickt wirtschaftet und innovative Ideen hat kauft eine Volksbank, die sich schwertat mit den – fraglos äußerst schwierigen – Bedingungen der vergangenen Jahre klarzukommen. Nicht mehr und nicht weniger. Erfolg ist halt keine Frage der Geographie.
Es liegt an UNS – Ossi wie Wessi – daran zu arbeiten, dass es in Zukunft ganz selbstverständlich klingt, wenn es heißt:
Eine OST-deutsche Volksbank übernimmt eine WEST-deutsche Raiffeisenbank.
Ja und?